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Warum dieser Post anders war als alle anderen davor
„Sei kein LinkedIn-Roboter.“
Das war der Satz, den ich meinem Coaching-Client sagte.
Ein Satz, der zunächst harmlos klingt, aber bei ihm einen richtigen Schalter umgelegt hat.
Denn bis zu diesem Zeitpunkt schrieb er so, wie es viele tun:
auf Sicherheit, auf Professionalität, auf „bloß keine Schwäche zeigen“.
Seine Beiträge wirkten korrekt, durchdacht, ordentlich …
aber auch distanziert.
Fast anonym.
Letzte Woche hat er etwas anders gemacht.
Er schrieb einen Post, und dieses Mal verzichtete er bewusst auf die üblichen Schritte,
die viele von uns fast automatisch abrufen:
Strategie, Optimierung, die Frage nach Reichweite, die Sorge, wie man „wirkt“.
Er hat sich hingesetzt … und einfach geschrieben.
Nicht, um abzuliefern.
Nicht, um zu performen.
Sondern um etwas mitzuteilen.
Er hat ein ehrliches Update aus seinem Leben geteilt
Nichts Großes, nichts Aufsehenerregendes.
Sondern etwas, das fast banal klingt und gerade deshalb menschlich:
Wo er steht.
Wohin er geht.
Warum er diesen Weg einschlägt.
Und wie sich dieser Weg für ihn anfühlt.
Das klingt selbstverständlich.
Aber in einer Businesswelt voller Rollen, Erwartungen und Selbstdarstellung
ist so ein ehrlicher Einblick fast schon radikal.
Was dann passierte, hat ihn selbst überrascht.
Vorher sah seine Welt auf LinkedIn so aus:
0 Kommentare, 2 Likes.
Und die zwei Likes kamen von Freunden, die ihn ohnehin kennen.
Sein Content war nicht schlecht. Er war nur nicht spürbar.
Es war Text, den man „zur Kenntnis nimmt“ und weiterwischt.
Diesmal war es anders:
7 Kommentare, 12 Likes. Für manche wenig,
aber für jemanden mit einer kleinen, frisch aufgebauten Community absolut markant.
Zum ersten Mal haben Menschen reagiert, die ihn nicht persönlich kennen.
Menschen, die etwas in seinen Worten gefühlt haben.
Menschen, die nicht auf sein Angebot, sondern auf ihn reagierten.
Warum?
Weil Menschen Wahrheit erkennen.
Auch dann, wenn sie nur zwischen den Zeilen steht.
Auch dann, wenn sie leise formuliert ist.
Wir können es oft nicht benennen, aber wir spüren, wenn ein Text lebt
und wenn er nur funktioniert.
Er hat zum ersten Mal nicht darüber nachgedacht,
ob seine Formulierungen professionell genug sind,
ob alles „perfekt“ klingt, oder ob er damit jemandem gefallen muss.
Und genau dadurch entstand etwas,
das KI, Formatierung und Optimierung nie erzeugen können:
Echte emotionale Resonanz.
Nicht nur die Resonanz auf den Inhalt, sondern auf den Menschen dahinter.
In einer überoptimierten Welt fällt Authentizität auf.
Und das liegt nicht daran, dass wir sie selten zeigen könnten.
Sondern daran, dass wir verlernt haben, uns selbst in der Öffentlichkeit zuzumuten.
Wir optimieren Sprache, Struktur, Hooks, Hashtags
und verlieren dabei oft das Wichtigste: unser Gefühl.
Menschen sehnen sich nach klaren Gedanken, aber sie bleiben wegen Persönlichkeit.
Sie bleiben wegen Haltung.
Sie bleiben, weil sie jemanden erkennen können.
Ein weiterer wichtiger Punkt
Ich-Posts wirken stärker als Du-Posts.
Du-Posts sind nicht „schlecht“.
Sie haben absolut ihre Berechtigung. Besonders dann, wenn du jemanden bewusst führen, inspirieren oder aufrütteln möchtest.
Du-Posts haben eine eingebaute Dynamik:
Sie sprechen über den Leser.
Und manchmal fühlt sich das an wie eine Diagnose, die niemand bestellt hat.
„Du musst…“
„Du solltest…“
„Du machst den Fehler…“
Das kann funktionieren, aber es kann genauso schnell Distanz erzeugen.
Ich-Posts dagegen öffnen einen anderen Raum.
Sie sagen:
„So habe ich es erlebt.“
„So denke ich darüber nach.“
„Das habe ich gemacht, und das habe ich gelernt.“
Das ist weicher. Zugänglicher. Verbindender.
Menschen entscheiden selbst, ob sie sich darin wiederfinden.
Sie müssen nicht in eine Rolle gedrückt werden.
Heißt das, man sollte nur noch Ich-Posts schreiben?
Nein. Aber die Balance macht den Unterschied.
Ich persönlich schreibe ca. 90 % Ich-Posts,
weil ich weiß, dass meine Zielgruppe auf Ehrlichkeit und persönliche Perspektive reagiert. Die restlichen 10 % sind bewusst gesetzte Du-Impulse.
Also: Denk weniger. Schreib mehr. 🙃
Nicht im Sinne von „mach’s unüberlegt“, sondern im Sinne von:
Lass deine echte Stimme zuerst sprechen
und überarbeite sie erst danach.
Im ersten Schritt darf es menschlich sein.
Im zweiten Schritt darf es in Form gebracht werden.
Beobachte, was passiert. Analysiere, was funktioniert.
Vielleicht wirst du dieselbe Erfahrung machen wie mein Client.
Good luck, my friend.
-Kristin
P.S.: Eine kleine Info.
Ich werde mit meinen Newsletter in den kommenden Wochen zu Substack umziehen.
Für dich ändert sich im Grunde nichts. Wenn du also weiterhin mitlesen möchtest, musst du nichts tun. Der Letter kommt wie gewohnt per Mail.
Und wenn du das nicht möchtest, ist das absolut okay.
Dann kannst du dich jederzeit einfach abmelden.
Ich wollte dich nur vorab informieren.
Ich wünsche dir einen tollen Wochenstart.